Glücklicherweise haben wir Menschen viel Gemeinsames, Verbindendes. Wir fühlen, denken und handeln ähnlich. Aber wir unterscheiden uns auch. Jeder Mensch ist ein Unikat, und diese Besonderheit macht die Persönlichkeit aus.
Wir haben unterschiedliche Gewohnheiten, Marotten, Motive, politische Haltungen, Werte, Denkstile, Fähigkeiten und Talente. All das umfasst die Persönlichkeit in einem weiteren Sinne. Aber es gibt auch einen Kern der Persönlichkeit, der die überdauernden Wesenszüge eines Menschen beschreibt: ist er liebenswürdig, aufbrausend, still, verzagt, selbstbewusst, verlässlich? Die vielen Eigenschaftswörter, mit denen wir das Naturell von Menschen beschreiben, lassen sich zu übergeordneten Grundachsen der Persönlichkeit komprimieren.
Die psychologische Forschung hat fünf solcher Wesenszüge ausfindig gemacht, die von Person zu Person unterschiedlich stark ausgeprägt sind, die BIG FIVE:
Extraversion mit dem Gegenpol Introversion ist der wohl bekannteste Persönlichkeitszug. Extravertierte Menschen sind gesellig, herzlich, fröhlich, aktiv und erlebenshungrig, aber auch durchsetzungsfähig. Introvertierte sind eher still und zurückhaltend, aber nicht zwangsläufig schüchtern.
Neurotizismus: diese Dimension beschreibt die psychische Stabilität eines Menschen, insbesondere wie ängstlich, reizbar, depressiv, gehemmt, impulsiv und verletzlich sie oder er ist – und wie anfällig oder robust gegenüber Stress.
Verträglichkeit ist ein Wesensmerkmal, das im sozialen Miteinander hervorsticht. Verträgliche Menschen sind vertrauensvoll, freimütig, selbstlos, entgegenkommend, bescheiden und gutmütig.
Weniger Verträgliche nehmen nicht so viel Rücksicht auf andere.
Gewissenhaftigkeit bildet ab, wie organisiert jemand durchs Leben geht. Personen vom gewissenhaften Typ sind tüchtig, ordnungsliebend, pflichtbewusst, strebsam, selbstdiszipliniert und besonnen. Weniger Gewissenhafte lassen sich stärker treiben.
Offenheit beschreibt die Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Ideen, nämlich für Fantasien, ästhetische Experimente, Gefühle, Taten, Ideen, Normen und Werte. Offene Menschen schätzen kulturelle und intellektuelle Anregungen, weniger offene halten lieber an Gewohnheiten fest.
Die BIG FIVE sind über den Lebensweg hinweg ziemlich stabil, aber nicht starr. Sie verändern sich vergleichsweise stark von der Kindheit bis zum jungen Erwachsenenalter. Aber auch ab 30 sind sie längst nicht so wandlungsresistent, wie man lange glaubte, und mit Eintritt ins Rentenalter kommt bei gar nicht so wenigen Menschen in ihrer Persönlichkeit sogar noch einmal einiges in Bewegung.
In der Lebens- und Sozialberatung stellt die Persönlichkeit eines Menschen ein zentrales Thema dar. Im Zuge der Beratung werden die KlientInnen – parallel zum eigentlichen Anliegen - mit unterschiedlichsten Methoden in Veränderungsprozessen ihrer Persönlichkeitsentwicklung begleitet.